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Giften

 


Das Wappen des Ortsteils Giften

 

 


Giften liegt im Dreieck zwischen Innerste und Leine, zwei Kilometer südlich von Sarstedt und ist mit seinen ca. 700 Einwohnern die drittgrößte Ortschaft von Sarstedt. Einst zählte Giften zu den Dörfern des "Güldenen Winkel". Seine erste urkundliche Bezeichnung geht auf das Jahr 1223 zurück und hieß "Giftene". 1232 wird das Dorf urkundlich mit Giftenem bezeichnet, zehn Jahre später heißt es Gifthenem.

Bekannt geworden ist Giften eigentlich durch seinen "Entenfang", der in der weiten Leinetal-Ebene liegt und ein geschichtlich und naturkundlich bemerkenswertes Stück Landschaft in der Gemarkung darstellt. Ende des 17. Jahrhunderts ließ Fürstbischof Jobst Edmund von Brabeck den Entenfang anlegen. Man sagt, dass die Wasserfläche 500 Morgen ausgemacht hat. Anpflanzungen von Linden, Pappeln, Weiden und Erlen vervollständigen die Anlage. Ornithologen und Botaniker schätzten einst die "Oase" des Naturidylls in der Feldeinsamkeit. Seltene Vogelarten hatten hier ihre Brutstätte, aber auch Käfer und Schmetterlinge nutzten das Landschaftsgebiet.1853 verkauften die Erben des legendären Fürstbischof Wohnhaus, Wiesen, Geröhricht, Teiche und Ackerland. Da auf dem Haus auch die Kruggerechtigkeit ruhte, d. h. der Ausschank von Bier und Branntwein, entwickelte sich der "Entenfangskrauge" zu einem im heutigen Sinne wahren Ausflugslokal. Der Gaststättenbetrieb ist längst aufgegeben, von dem einstigen Eldorado wenig geblieben und der Natur- und Wanderfreund entdeckt in der Stille und Verträumtheit der Feldmark nur ein Gehöft.

Seit Ende des 14. Jahrhunderts gehörte Giften zum Amt Steuerwald. Im Amtverzeichnis von 1560 werden 6 Ackerleute, 18 Kötner, 2 freie Ackerleute und 3 freie Kötner genannt. Kirchlich gehörte Giften immer nach Sarstedt und war eine Filiale der Pfarrei St. Nikolai.

Unliebsame Wirren im Zeitalter der Reformation, auch noch hundert Jahre später, gab es auch in Giften. Trotz der Abhängigkeit von der Sarstedter evangelischen Kirche gab es in Giften schon lange eine Kapelle. 1791 wird diese Giftener Kapelle in einer Federzeichnung schon als "alt" bezeichnet: "Riß der alten Kirche in Giften, die repariert werden soll". Der alte Dachreiter ist 1895 abgebrochen; darauf wurde an der Westseite der Kapelle der massive Turm gebaut, der noch etliche Jahrzehnte oder Jahrhunderte überstehen wird. Ein neuer Friedhof war schon 1893 - etwas außerhalb des Dorfes - angelegt worden. 1892 wurde vom Schulvorstand der Bau eines neuen Schulraumes beschlossen, der auf dem an das Schulhaus angrenzenden Lehrergarten angebaut wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt waren 61 Schüler in einem Schulzimmer unterrichtet worden. In einer festlichen Einweihung wurde das zweite Schulzimmer am 10.04.1893 seiner Bestimmung übergeben.

Heute befindet sich in dem alten Schulgebäude ein kommunaler Kindergarten, der 1973 in Betrieb genommen wurde. 1785 hatte Giften 208 Einwohner. 1802 waren es 252. Nach kurzfristiger Zugehörigkeit zum "Preußischen Großkreis Peine" kam Giften ab 1807 (französisch-westphälisch mit Jerome-Regierung in Kassel) zum Kanton Moritzberg im Oker-Department. Während dieser Zeit wurde eine Begradigung der Leine vorgenommen. Zum Unkostenbeitrag sollte die Gemeinde eine wüste Stelle, den sogenannten Schweinegarten, für 256 Thaler und 10 Groschen verkaufen. Das "Geschäft" wurde von der Präfektur in Braunschweig genehmigt. Einen tiefen Eingriff in die Ländereien der Giftener Bauern verursachte der Gleiskörperbau der Königlich - Südhannoverschen Eisenbahn, die für die Strecke Hannover - Alfeld - Kreiensen auch in der Giftener Feldmark Land aufkaufen musste.

Am 1. Dezember 1810 hatte Giften 382 Einwohner. Sprunghaft kletterte die Bevölkerungsziffer kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges durch den Zuzug von Evakuierten und Flüchtlingen. In den 60er Jahren begannen die Kiesbaggereien mit ihren Ausbeutungen im Urstromtal der Leine. Die Kiesseen sind inzwischen eine Oase für den Fischereisport und im Sinne des Naturschutzes angelegt worden. Aber auch die vor der Haustür gelegenen Giftener Seen haben sich zu einem Naherholungsgebiet entwickelt. Nicht nur Spaziergänger sind hier zu jeder Jahreszeit zu finden. Besonders Segler und Surfer geben sich in den Sommermonaten ein Stelldichein und genießen das Panorama von Wasser und Natur. Durch eine rege Bautätigkeit im Baugebiet "Vierpass" ist Giften in jüngster Vergangenheit gewachsen und sieht optimistisch in die Zukunft. Zahlreiche Einfamilienhäuser sind entstanden und viele Neubürgerinnen und Neubürger aus dem Umland finden in dem dörflichen Dasein ein neues Zuhause. Letztlich werden die Vereine und Verbände mit ihrem Engagement und guten Einfällen dafür sorgen, dass sich die "Neu-Giftener" schnell eingewöhnen.